Danzig-Wonneberg / Gdansk-Ujescisko
|
Dieses ist eine private Nostalgie-Seite, die nichts
mit Mathematik zu tun hat.
Vorbemerkung
...... |
Die ersten acht Lebensjahre von 1937 bis 1945 verbrachte
ich in einem kleinen Dorf südlich von Danzig mit dem Namen Wonneberg,
jetzt Ujescisko.
Meine Eltern sind in Wittenburg, Kreis Briesen, geboren
und aufgewachsen. 1930 kam mein Vater als junger Lehrer und Organist in
das Dorf und gründete eine Familie.
1945 verließen wir Wonneberg.
Ich kam in den Jahren 1970 und 2006 als Besucher nach
Wonneberg zurück. |
Im September 2008 bekam ich
über die Site http://www.ujescisko.com Kontakt mit zwei Einwohnern
Ujesciskos,
Jacek
Kalinowski und Tomasz Zukowski. Sie interessierten sich für die Geschichte
vor 1945. So habe ich zurückgeschaut und diese Webseite erstellt.
Inzwischen (Mai 2012) ist die Site geschlossen. Aus mehreren Gründen
möchte ich diese Webseite, die zuerst nur als eine Ergänzung
der polnischen Webseite gedacht war, aufrecht erhalten.
Umgebung
von Wonneberg / Ujescisko top
...... |
... |
Umgebung von Wonneberg/Ujescisko in Deutsch und Polnisch |
Landkarten
top
Landkarten von 1784
......
|
Wonneberg ist ein sehr altes Dorf.
Auf einer Landkarte von 1784 ist es schon eingezeichnet. |
Es geht offenbar noch viel
weiter zurück.
Auf der Seite Preußische Regesten (Regesten=Urkundensammlungen)
1341 kann man nachlesen:
"Der Komtur von Danzig Winrich von Kniprode verleiht
dem Konrad Münzmeister als Schulzen das Dorf Wonneberg (Kreis Danziger
Höhe) mit 38 Hufen zu kulmischem Recht." PrUB
3.423 — [1338-1341] (Quelle http://www.prussia.uni-erlangen.de/1341.html#1341)
Das ist der Hinweis darauf, dass Wonneberg eine Gründung
des Deutschritterordens ist.
Alte
Landkarte
... |
Wonneberg 1918 (Messtischblatt)
|
Landkarte
aus der Nachkriegszeit
...... |
Wonneberg 1945 (Russische
Karte).....(...................................
|
Wonneberg
heute mit Google Maps
Wonneberg,
ein Angerdorf
...... |
Das ist schon etwas Besonderes: Wonneberg war ein Angerdorf.
Die Hauptstraße und eine Abzweigung umgaben eine
Insel, den Dorfanger (gelb).
Dort lagen drei der offiziellen Häuser, der Laden/die
Gastwirtschaft (14), die Schule (15) und die Schmiede (16).
Weiter lagen auf der Insel ein großer und ein kleiner
Teich, der Turnplatz und das Pumpenhaus (17). Dort holten sich die meisten
Bewohner des Ortes das Trinkwasser. Dabei war immer ein Quätschchen
drin.
Auf der rechten Seite lagen fünf Bauernhöfe
(zusammen 5000 ha), auf der linken Seite wohnten die sogenannten kleinen
Leute. Viele arbeiteten bei den Bauern.
Die Kirche (13), die bei einem Angerdorf normalerweise
auch auf der Insel liegt, lag abseits an einer Straßenkreuzung des
Dorfes. |
Einwohner Wonnebergs
top
Wir, das sind meine beiden älteren Brüder und
ich, haben versucht, ein Verzeichnis der Einwohner Wonnebergs vor 1945
zu erstellen und ihren neuen Wohnort nach Kriegsende zu ermitteln.
...... |
Dabei half sehr die "Heimatortskartei für Danzig-Westpreußen
(1936-1963)".
Offensichtlich haben sich fast alle Einwohner Wonnebergs
nach dem Krieg bei dieser Stelle in Lübeck gemeldet und ihre Adressen
vor und nach 1945 handschriftlich angegeben. |
Die Heimatortskartei befindet sich heute im "Lastenausgleichsarchiv
des Bundesarchivs" in Bayreuth.
Ich habe mich erkundigt: Sie kann in Bayreuth nur eingesehen
werden.
Die Kartei ist aber auch in die Mormonen-Bibliothek eingegliedert.
Der glückliche Zufall will es, dass James Smith von der Wonneberger
Lademann-Familie die Kartei von der "Family History Library in Salt Lake
City, Utah" als Mikrofilm in den USA besorgen und mir in Form von 76 Bilddateien
zusenden konnte. Die zweistelligen Zahlen im folgenden Verzeichnis geben
die Nummern der Dateien an. Die mit xx gekennzeichneten Familien fehlten
in der Heimatortkartei, waren uns aber bekannt.
Unter den Dateien befinden sich auch die von Neuwonnebergern,
die wir bis auf eine Ausnahme (75 Herrmann) nicht kennen. Dann gibt es
die Karte des Gastwirts Puttkammer aus Hölle (14) und die meiner ersten
Lehrerin 02 Frl. Tschiersky, die uns Schüler in Hölle unterrichtete,
aber in Danzig-Langfuhr wohnte.
Diese Webseite ist jetzt
(07/2013) fünf Jahre online. Mitglieder etlicher Familien haben sich
bei mir gemeldet und die folgende Liste ergänzt und teilweise
korrigiert.
So ist es uns gelungen, die
Namen von 43 Familien, die vor 1945 in Wonneberg wohnten, zu ermitteln.
xx Archut
59 Beyer
xx Cozch
64 Dombrowski
65 Domrös
66 von Dühren, Artur (Wirt)
67 von Dühren, Felix (Bauer)
xx Flissikowski
xx Grabowski
70/71 Grocholl
71 Groddeck
72 Hahn
12 Prang |
xx Richert
37 Hansekowski
74 Heering
47/48 Hinz
49 Hoffmann
49/50 Hübner
56 Köller
29 Konrad
xx Krause
xx Krönke
31 Krüger
33 Lademann
34 Lehre |
35 Liesandt
36/38/39 Lischnewski
40 Mahlau
43 Mirau – Sielaff
xx Pawlowski
xx Rosengarten
xx Rosalewski
16/18/19/20 Rösner
xx Siek
xx Spell
22 Splanemann
23 Splitt
xx Stolp |
01/28 Taube
03/04 Wittstock
06 Ziebarth
06 Ziehm.
.
.
.
.
.
.
.
.
.
. |
...... |
Unter den Karteikarten befand sich auch die Karte meines
Vaters. Sie ist einigermaßen lesbar. Tinte-kopiert liefert bekanntlich
schlechte Qualitäten.
Die Karten geben Auskunft über:
Name
Geburtsdatum, Geburtsort, Religion,
Familienstand
Beruf
letzter Wohnort vor 1945
Adressen nach 1945
|
Manchmal (wie bei uns) gibt es auch eine zweite Karte mit
den Daten der Ehefrau und der Kinder.
Häuser
vor 1945
Es folgt der Versuch, den Familien
Häuser zuzuordnen.
...... |
01 Wittstock
02 Hahn
03 Gut Heering/Frau Schwarz
04 Gut Groddeck, Lehre
05 Schulraum, 1. bis 4.Schuljahr
06 Bauer Taube
07 Bauer Arthur von Dühren
08 Bauer Prang
09 Sielaff, Mirau
10 Splitt
11 "Insthaus" Konrad, Domrös, Pawlowski, Dombrowski,
Rosalewski, Rosengarten, Ziehm(?) |
12 Frau Rösner
13 Pfarrhaus Hoffmann, Hinz, Evangelische Kirche
14 Laden und Gastwirtschaft von Dühren
15 Schule Köller
16 Schmiede Archut, Liesandt
17 Pumpenhaus
18 "Insthäuser" Splanemann, Mahlau, Hansekowski/Grocholl,
Flissikowski, ...
19 Mahlau
20 Gemeindeeigenes Haus - Sieg, Beyer, Lademann und der
Polizist Krüger
21/22 Cozch, Lischnewski, Hübner, Ziebarth, Krönke,
Richert, Stolp |
Zwischen 2 und 3 ist eine Lücke. Da lag das Ackerland
des Lehrers von 1 ha Größe.
Die Flucht top
Wir verließen wie nur wenige Familien das Dorf
vor der Besetzung durch die russische Armee.
Versuch einer Bahnfahrt
...... |
Wir wollten mit der Eisenbahn in den Westen fahren.
Das ist die Fahrkarte, ausgestellt am 27.1.1945.
Aber nach etlichen Stunden kehrte der Zug aus welchen
Gründen auch immer nach Danzig zurück.
|
Unsere
Flucht über die Ostsee
...... |
So blieb nur noch der Seeweg offen. Wir fanden auf dem
Schiff Emsstrom Platz, das solange im Hafen von Neufahrwasser lag, bis
ein Konvoi zusammengestellt war.
Über ihn fand ich im Internet die Aussage:
"Am 1.Februar 1945 verließen die großen Passagierdampfer
Hansa (21.133 BRT), Hamburg (21.691 BRT), Cap Arkona (27.571 BRT) und weitere
Schiffe die Danziger Bucht und erreichten die westliche Ostsee."
Das Passagierschiff Gustloff, auf dem wir
keinen Platz fanden, legte schon am 30. Januar 1945 auf eigene Faust mit
schätzungsweise über 10.000 Menschen an Bord in Gotenhafen ab
und sank am gleichen Tag.
|
Die meisten Bewohner des
Dorfes blieben in Wonneberg und lebten zuerst unter russischer und dann
unter polnischer Verwaltung. Das waren schwere Zeiten. Viele verließen
noch 1945 Wonneberg und ließen ihren Besitz hinter sich. Alle Deutschen
wurden 1947/48 ausgewiesen, wenn sie nicht Polen werden wollten. Nach meiner
Recherche blieben nur zwei Familien.
Kriegsende
top
Wonneberg wurde am 25.März 1945 von der russischen
Armee eingenommen.
(Quelle: http://www.389id.de/Kampfhandlungen/Kurland.htm).
Die Einwohner mussten das Dorf vor den Kämpfen verlassen
und durften nach 10 Tagen zurückkehren. Etliche Häuser waren
da zerstört oder von polnischen Familien besetzt.
Das Datum wird bestätigt
durch Dmitri Turenkov, Enkel des Kommandanten der russischen 59. Panzerbrigade.
Er entdeckte diese Webseite und schrieb u.a. "I am
a grandson to the commander of 59th guards tank brigade...
Wonneberg was taken on March 25th, at 19.30, by the
3rd battalion of 59th guards tbr. Feel free to mention my grandfather's
name on your growing page: guards colonel Afanasy Turenkov, the commander
of 59th guards tank brigade of the 8th guards tank corps. Decorated with
7 orders, wounded 4 times."
Nach
dem Potsdamer Vertrag
......
|
Dieser Zeitungsausschnitt von 1945 war für die Deutschen
hochinteressant und machte die Runde.
So also war Deutschland nach dem Potsdamer Vertrag geschrumpft
und so wurde das deutsche Reich aufgeteilt. |
Bis zum Kriegsende im April
wurden auf dem Seewege 1,5 Millionen Menschen über die Ostsee gebracht,
3.000 fanden dabei den Tod.
1937
und 1945
1937
|
Heute
|
Deutschland verlor 1/3 seiner Fläche. An die sieben
Millionen Menschen mussten flüchten.
Das war wohl ein Preis, den wir zahlen mussten, weil
Deutschland unter dem Naziregime so viel Leid und Schrecken in die Welt
gebracht hatte.
Die schlechte
Zeit nach 1945 top
...... |
Wir fanden die neuen Wohnorte von 22 Familien. (Oft waren
gerade die Wohnorte auf den Karteikarten unleserlich.)
Der Wohnort wird durch einen Punkt markiert, die Buchstaben
sind die ersten eines Namens.
Das ist deutlich:
Die Familien wurden nach der Flucht auf ganz Deutschland
verteilt und mussten an einem ihnen meist zugewiesenen Ort neu anfangen.
Man kann sich vorstellen und so war es: Flüchtlinge
waren nicht willkommen. |
...... |
Wir landeten in Lippe-Detmold.
Das ist der Bezugsschein für Lebensmittelkarten,
ausgestellt in Danzig-Emaus und Lippe |
Meine Eltern abonnierten
drei Zeitungen für Heimatvertriebene gegen das Heimweh.
Mehrmals bestellte mein Vater
im Versandhandel je eine Flasche Machandel und Danziger Goldwasser.
Wir Kinder zogen ihn auf: Wir konnten uns nicht erinnern,
dass er diese Danziger Spezialitäten auch vor 1945 gekauft hatte.
Anzeige von 1951
|
Danziger Goldwasser heute
|
Im Nachlass meiner Eltern
gibt es etliche Bücher. Interessant ist, dass darunter je ein Exemplar
des Westpreussen Jahrbuches 1950 und des Lippischen Hausbuches 1950 sind.
Ich deute das als Zeichen, dass sie sich mit dem neuen Zuhause abgefunden
hatten.
Oben wird dieses Kapitel
mit "Die schlechte Zeit nach 1945" überschrieben. So nannten wir sie
nicht nur in unserer Familie.
Vielleicht wird diese Aussage verständlich, wenn
ich einmal aufschreibe, was in unserer Familie von 1945 bis in die 1950er
Jahre hinein passierte und dann nicht mehr.
> Zuckerrüben kochen,
auspressen und den Saft stundenlang kochen, bis Rübenkraut entstand.
> Wilde Himbeeren und Brombeeren sammeln und zu Gelee
verarbeiten.
> Steckrübensuppe oder Vogelkirschensuppe essen
> Ameisen aus dem Zucker suchen und oben schwimmende
Maden aus Erbsen- und Graupensuppe fischen.
> Ähren auf den abgeernteten Feldern sammeln und
für Mehl umtauschen
> Bucheckern sammeln und für Öl umtauschen
> Die jungen Blätter des Unkrauts Gäsekohl
(Giersch) als Salat essen
> Kaninchenstall bauen, Kaninchen füttern und sie
dann schlachten
> Sich mit einer Schnitte Roggenbrot täglich begnügen
und mit bitterem Maisbrot ergänzen
> Eine offene Konservendose in die Schule mitnehmen und
als "Flüchtlingskind" an der Schulspeisung teilnehmen.
Danke, liebe Quäker in den USA.
> Tabak für Vaters Konsum anbauen und verarbeiten
> Gerste rösten, mahlen und Muckefuck brauen
> In Holzschuhen herumlaufen
> Fahrrad mit "Spirallala" statt Gummireifen fahren
> Die kommunistische Zeitung Volks-Echo aus Detmold
abonnieren und so das Toilettenpapier sichern
Unvergessen sind die bösen Kapitalisten
in einem Comic-Streifen,
Herr Monopol, Herr Goldfasan, Herr Metternich
und Herr von Wrunkeln, vier Männer aus dem Dunkeln.
An die FREIE PRESSE kamen wir erst später
heran.
> Ein Sieb benutzen, hergestellt aus einem Stahlhelm
> Eine Nazifahne oder Fallschirmseide umfärben und
zu Kleidung verarbeiten
> Stubben roden und als Brennholz verwenden
Die Rotthacke meines Vaters halte ich heute noch in Ehren. |
|
|
Wonneberg
/Ujescisko heute top
1945 wurde aus dem deutschen Wonneberg das polnische
Ujescisko.
....... |
Ich habe versucht, schematisch einen Plan von etwa 2006
zu zeichnen.
Die rot gekennzeichneten Häuser sind meist Backsteinhäuser,
die wir wiedererkannten.
Die Kirche wurde 1945 teilweise zerstört und später
abgerissen.
Der ehemalige Friedhof ist jetzt ein Wald.
Die Bauernhöfe sind kaum zu erkennen. Viele Häuser
wurden 1945 bei Kriegsende zerstört.
Der kleine Teich ist zugeschüttet. Die Pumpe ist
verschwunden. Da stehen jetzt das Transformatorenhaus und die Bushaltestelle
Ujesciskos.
Die Schule, die Schmiede und die Gastwirtschaft waren
Wohnhäuser geworden. |
Die Häuser von Wonneberg lagen früher rund um den
Dorfanger. Heute ist das Dorf als Vorort von Danzig in alle Richtungen
gewachsen. Nach Schönfeld und Zankenzin hinaus sind zahlreiche neue
Siedlungen entstanden. Entsprechend groß war der Verkehr an einem
Sonntagmittag im Jahre 2006, so dass wir kaum die Straße überqueren
konnten.
Inzwischen (2013) ist Wonneberg
noch mehr gewachsen und sogar an das Straßenbahnnetz von Danzig angeschlossen.
Lidl und Netto haben in Wonneberg ihre Supermärkte eröffnet.
Alte
Bilder aus Wonneberg top
Zwei Postkarten
Glücklicherweise ist eine
Postkarte mit der Kirche und einer Ansicht der Dorfstraße erhalten
geblieben.
Meine Mutter schrieb sie 1942 an ihre Cousine nach Mülheim-Ruhr.
...... |
Wie schön. Im Dezember 2019 sandte mir Gudrun Kirstein
aus der Familie Rosengarten eine zweite Postkarte von Wonneberg zu.
Sie zeigt oben den großen Teich mit der Kirche,
unten rechts den kleinen Teich mit der Schule ganz rechts und unten links
den Gasthof von Dühren. |
Die
Kirche
Skizze des Kirchengeländes
|
1 Pfarrhaus
2 Eingang
3 Eingang zum Turm
4 Haupteingang der Kirche
5 Zäune umgaben Pfarrhaus, Kirche und Friedhof.
6 Blick auf die Kirche auf der Postkarte
7 Blick in die Dorfstraße auf der Postkarte |
...
Diese Zeichnung fand ich vor Jahren
im Internet
|
Eingangsbereich der Kirche
|
Gudrun Kirstein schickte
mir auch ein Foto vom Inneren der Kirche.
Der Friedhof
Als ich 1970 Wonneberg besuchte, lagen viele Trümmer
von Grabsteinen herum. Ich konnte keinen deutschen Namen finden.
Arne Vollmann schickte mir
eine Email:
"Gestern habe ich ein neues Foto eines Grabsteins von
der Ruhestätte meines Ururgroßonkels Friedrich Puttkammer und
dessen Frau Alwine aus Christinenhof erhalten. Der polnische Familienforscher
berichtete mir, dass der ehemalige Friedhof seit einiger Zeit von "guten
Geistern" gesäubert werden würde. Dabei seien auch Grabsteine
gefunden worden."
1970
|
Oktober 2019
|
Oktober 2019
|
Die
Schule
... |
Ehemalige Schule (15) ca. 1930 |
......
|
Ehemalige Schule (15) ca. 1939 |
Familie
von Dühren
Kirsten Mrosseck fand diese Seite
im Internet, weil sie wusste, dass ihre Großmutter als Tochter des
Schmiedemeisters Paul von Dühren in Wonneberg aufgewachsen ist. Sie
fand in deren Fotoalbum ein Bild der Familie vor der Schmiede (Haus 16
in der Skizze oben) im Jahre 1918 (!). - Ab etwa 1930 war Archut der Inhaber
der Schmiede.
... |
Bauernhof Felix von Dühren vor 1945
(7)
Das Foto stammt von Rainer Köller. |
Familie
Heering
Im November 2009 entdeckte Karin White, geborene Heering,
diese Webseite. Sie ist die Tochter von Franz und Dora Heering, die in
Wonneberg einen Gutshof und nordwestlich von Wonneberg eine Sandgrube besaßen.
An Stelle der Sandgrube befindet sich dort heute ein großer Friedhof.
Die Gebäude des Hofes wurden bei den Kämpfen
um Danzig im Frühjahr 1945 zerstört. Als ich 1970 das Dorf besuchte,
fand ich nur das ehemalige Haus des Verwalters vor. Die Rotbuche links
gehörte zum ehemaligen Garten.
1970
...... |
Man kann die Lage der Gebäude des Bauernhofes mit
Hilfe der Karte von 1918 erkennen.
1 Wohnhaus, 2 Kuh- und Schweinestall, 3 Scheune,
4 Pferdestall, 5 Schmiede und Remise, 6 Haus des Verwalters. |
Karin sandte mir Fotos zu.
Wohnhaus
Franz Heering, Frau Schwarz und Dora Heering
Franz Heering vor dem Pferdestall 1932
Es kann sein, dass die folgenden Fotos in
alter Zeit im Dorf gemacht worden sind.
...... |
Das ist eine Aufnahme aus den ersten Stock des Wohnhauses
mit Blick auf die Schule mit den beiden Schornsteinen in der Mitte.
Gleich rechts neben der Tanne ist die Kirchturmspitze.
Die lockere Baumbepflanzung und der Brunnen links sind
uns unbekannt.
|
Wahrscheinlicher ist die Deutung der folgenden Aufnahme.
...... |
Das Foto zeigt einen Blick auf den Hof Prang mit dem großen
Schornstein und auf zwei Kopfweiden, die in Wonneberg nur entlang des großen
Teiches standen.
Ganz links liegt der Hof Felix von Dühren.
|
Familie
Mirau
Im Juli 2010 bekam ich Kontakt
zu Enkeln des Ehepaares Mirau (9). Im Familienbesitz befinden sich noch
zwei alte Aufnahmen, von denen nicht bekannt ist, wann sie entstanden sind
und welche Personen sie zeigen.
Im Hintergrund steht das Haus der Familie von Dühren
(14), links der Laden, rechts die Wirtschaft
Haus der Familie Mirau
Familie
Groddeck
Im Juni 2015 meldete sich bei mir
Stefan Busse, der Neffe von Frau Groddeck. Er stellte mir die folgenden
Fotos zur Verfügung.
Wohnhaus und Hofeingang
|
Wohnhaus, vom Hof aus gesehen
|
Neuere Fotos
Das ist schon wieder eine historische Aufnahme
...... |
Blick vom Pumpenhaus aus über den Kleinen Teich
auf die Schule (15).
Die Aufnahme entstand um 1965 und stammt von Georg Hahn. |
... |
So sah ich die Stelle im Jahre 2006. |
Alte
Bilder aus umliegenden Orten top
...... |
... |
Umgebung von Wonneberg/Ujescisko in Deutsch und Polnisch. |
Zankenzin
Ruine des Gutshofs Zankenzin, Foto von Barbara Lewko,
1993
Ruine des Gutshofs Zankenzin, Foto von Barbara Lewko,
1999
Schönfeld
Früherer Gutshof Schönfeld, zur Verfügung
gestellt von Bartosz B.
Emaus
und Hölle
Volksschule Emaus
|
Ruine der Schule Hölle
|
Zur Verfügung gestellt von Bartosz B.
Geschichten von
früher
top
Bruno von Stolzenberg
...... |
Im November 2008 wurde ein Gedenkstein am ehemaligen
Friedhof aufgestellt. Das ist eine große Geste der heutigen Bewohner
Wonnebergs/Ujesciskos. (Wonnenberg ist wohl ein alter Name aus der Zeit,
als Polen die Schutzmacht Danzigs war.)
Da kommen Erinnerungen hoch.
Von der Straße aus habe ich mit 7 Jahren oder jünger
vor 1945 so manche Beerdigung miterlebt. Im Blickpunkt stand dabei Schucker-Brunchen
(alias Schugger-Brunchen, Bruno von Stolzenberg), dessen
merkwürdige Erscheinung man sich so aus sicherer Entfernung ansehen
konnte. In den Straßen war er von den jüngeren Bewohnern gefürchtet.
Da er von den älteren geärgert wurde, verfolgte er alle Kinder
und drohte mit seinem Krückstock.
Schucker-Brunchen war, hieß es, ein ehemaliger Priester,
und wegen eines Blitzschlags war ein Arm steif und das Gesicht schief (oder
war es ein Schlaganfall?). Er war leicht verwirrt. Er tauchte bei allen
Beerdigungen im Großraum Danzig auf und wünschte den Angehörigen
sein Beileid. Er lebte dann von den kleinen Geldgeschenken.
Schucker-Brunchen ist als Schugger-Leo eine Figur der
Weltliteratur geworden. In der Blechtrommel von Günter Grass spielt
er eine wichtige Nebenrolle.
Grass sinngemäß: Bei Kriegsende nahm die Zahl
der Beerdigungen so zu, dass selbst Schugger-Leo die Übersicht verlor. |
Mein
zweitältester Bruder erinnert sich an diese Geschichte: Als Bruno
von Stolzenberg wieder einmal an einem Begräbnis teilgenommen
hatte, stellte er sich, bekleidet mit schwarzem Anzug und weißen
Handschuhen, an den Ausgang und hielt den Besuchern seinen Zylinder entgegen
für eine kleine Gabe. Er bekam von fast jedem etwas, wenn auch nur
Pfennige. Anschließend warf er das Geld auf die Straße, damit
die Kinder es aufheben konnten. Mein Bruder tat das auch und lief sogleich
in den gegenüberliegenden Laden von Dühren, um die Münzen
in Süßigkeiten umzusetzen. Er schämt sich dafür noch
heute.
Der
Große Teich
Sucht man die Lage von Wonneberg
auf einer Landkarte, orientiert man sich an dem Großen Teich. Er
ist ein Merkmal des Dorfes. - Gespräche in unserer Familie über
alte Zeiten drehen sich oft um Ereignisse rund um ihn. Mit unserer Familie
meine ich in erster Linie meine beiden älteren Brüder. Sie verhalfen
mir zu den folgenden Geschicht-chen.
Der Große Teich hatte keinen
Zufluss und Abfluss, sondern wurde vom Oberflächenwasser (d.h. vom
Regen) gespeist. Er hatte nur eine Tiefe von etwa 80 cm. Nur vor dem Weg
zwischen den Bauern Arthur von Dühren und Prang war er tiefer ausgebaggert,
damit an dieser Stelle die Pferde beim Waschen ganz eintauchen konnten.
Er diente als Viehtränke. An
jedem Tag wurden morgens die Pferde an der Nordostecke des Teiches ans
Wasser getrieben, damit sie saufen konnten. Sie waren schon angeschirrt,
entweder in Gespannen zu zweit oder zu viert. Auch Kühe füllten
abends am Teich ihren Wasserhaushalt auf.
Die Dorfjugend benutzte den Teich
selten zum Baden. Das Schwimmen lernte die Wonneberger Jugend in einem
kleinen Teich, dem Oberbruch, in Richtung Hölle. Auf der russischen
Karte oben ist er noch eingezeichnet.
Es gab viele Aktivitäten:
Offenbar war der Teich biologisch
im Gleichgewicht, denn es lebten in ihm z.B. die Karpfenart Karauschen.
Mit einem besonderen "Netz" wurden die Karauschen gefangen. Mit zwei
Stöcken wurde ein leerer Strohsack offengehalten und zu zweit durch
das flache Wasser gezogen. Ein Problem war, dass keiner die Fische später,
wenn sie gebraten waren, essen wollte. Sie waren voller Gräten und
schmeckten nach dem Teichwasser etwas "modderich".
Die Winter waren hart und lang.
Der Große Teich fror zu. Schlittschuhlaufen war ein beliebter Sport.
Das "Karussell" war beliebt: Die
Älteren schlugen durch das Eis in der Mitte einen Pfahl in den Boden,
an dem dann ein langes Seil befestigt wurde. Am freien Ende drehte ein
geübter Schlittschuhläufer seine Kreise und hielt das Seil gespannt.
Weitere Schlittschuhläufer hielten sich am Seil fest und drehten Kreise
mit kleinerem Radius. Musste einer das Seil loslassen, so rutschte er zum
Gaudi aller tangential über die Eisfläche.
Im Januar kam der Schlachter aus
Emaus und schlug mit der Axt rechteckige Eisschollen zurecht. Die holte
er aus dem Teich, zerschlug sie zu kleineren Stücken, brachte diese
mit seinem LKW in den Keller und kühlte so die Fleischwaren in wärmeren
Zeiten. Lagen die Eisschollen noch im Wasser, so war "Schollen laufen"
ein beliebter Sport. Man sprang von Scholle zu Scholle und passte dabei
auf, dass man die Mitte traf und die Scholle so kurzzeitig trug. Gefährlich
war es, unter die Eisfläche zu geraten. Das passierte einmal einem
Jungen aus Neuwonneberg, der nur mit Mühe gerettet werden konnte.
Ließ der Schlachter eine
freie Wasserfläche zurück oder kam später Tauwetter, so
wurde mit Beilen eine größere Scholle herausgehauen, die dann
als Floß diente.
......
2006.
|
Bei unserem Besuch in Wonneberg/Ujescisko im März
2006 konnten wir beobachten, dass sich an der Südostecke des Teiches
vor dem ehemaligen Haus der Familie Mirau ein Kinderspielplatz befand und
Bänke standen.
Das war vor 1945 die Stelle, wo einmal im Jahr eine kleine
Kirmes mit einem Karussell stattfand.
Dort stand auch das Spritzenhaus des Dorfes und von da
aus transportierte der Schlachter aus Emaus die Eisstücke aus dem
Teich ab. |
Neue Bilder top
Die folgenden Fotos schickte mir Jacek Kalinowski.
... |
Er kombinierte alte Fotos mit aktuellen. |
1
2
3
4
6
Vor 1942 und Februar 2009
|
5
Vor 1942 und Februar 2009
|
Das ist neu für uns: Seerosen auf dem Großen Teich
(Foto von Jacek Kalinowski, 2008)
Südöstlich und südlich von
Alt-Wonneberg sind viele neue Häuser entstanden.
Da liegt die Siedlung "Sztery pory roku" (Vier Jahreszeiten)
in Zankenzin.
Vorne links steht die neue Schule.
Dort ist auch die neue katholische Kirche St. Padre Pio.
Die Türme sind 35 m hoch.
Danzig-Wonneberg/Gdansk-Ujescisko
im Internet top
Deutsch
Axel Katins
Praust
forum.danzig.de
Schucker
Brunchen und Blum Antje, Eine
Erinnerung an Bruno (Schucker Brunchen)
Gdansk (https://www.gdansk.pl/de/)
list.genealogy.net
Heimatortskartei
- Liste der Filme bei den Mormonen
WESTPREUSSEN-ONLINE
,
Wikipedia
Ujescisko-Lostowice,
Danzig,
Freie
Stadt Danzig,
Ostgebiete
des Deutschen Reiches, Heimatvertriebener,
Heimatortskartei,
Angerdorf,
Wilhelm
Gustloff (Schiff)
Englisch
Gdansk (official
site)
Google
Streetview Wonneberg
Wikipedia
Ujescisko-Lostowice,
Gdansk,
Free
City of Danzig, Former
eastern territories of Germany, Heimatvertriebene,
Family
History Library (Mormon Church)
Polnisch
historia.trojmiasto.pl
Tak
wygladalo Ujescisko przed wojna (Google Übersetzer:
"Dies war der Vorkriegs Ujescisko")
Gdansk (official site)
naKole
W?ócz?ga
po ziemi che?mi?skiej (Eine Radtour durch Wonneberg)
Wikipedia
Ujescisko-Lostowice,
Ujescisko
Videos
bei Youtube von Jacek Kalinowski
Gdansk
Ujescisko... 20.06.2007
Cmentarz
Ujescisko - pokaz slajdów - 13.05.2008
Wonneberg
i Ujescisko... - 23. Febr. 2009
Ujesciska
Góra / Wonne-Berg - 24. Juli 2009
Z
albumów mieszkanców Ujesciska - 25.07.2010
Zima
- Ujescisko - 14.01.2010
Nowa
trasa tramwajowa / Neue Straßenbahntrasse - 11.05.2012
Feedback: Emailadresse auf meiner Hauptseite
Diese
Seite ist auch in Englisch vorhanden.
URL meiner
Homepage:
https://www.mathematische-basteleien.de
©
2008, erweitert 2013, Jürgen Köller
top |