Was ist ein regelmäßiges Vieleck?
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Das regelmäßige Vieleck hat
n gleich lange Seiten und
n gleich große Innenwinkel.
(Die Variable n steht für eine natürliche Zahl größer
als 2.)
Stellvertretend für n-Ecke wird für die Zeichnungen
meist das Siebeneck gewählt. |
Das regelmäßige Vieleck heißt auch regelmäßiges
n-Eck oder in Anlehnung an die englische Bezeichnung reguläres Polygon.
Auf dieser Seite heißt es einfach Vieleck.
Die regelmäßigen
Vielecke Dreieck
bis Zwölfeck werden an anderer Stelle
meiner Seite einzeln besprochen.
Zugang erhält man über die Hauptseite.
Größen
des Vielecks
top
Winkel
......
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Ein regelmäßiges n-Eck wird durch das gelbe
Bestimmungsdreieck festgelegt.
Der Mittelpunktswinkel ist 360°/n.
Der Innenwinkel ist (n-2)/n*180°.
Die Summe aller Innenwinkel ist (n-2)*180°. |
Benennung
der Diagonalen
...... |
Es ist praktisch, die Diagonalen des Vielecks (wie links
beim Siebeneck) mit di zu bezeichnen. Man nimmt dann in Kauf,
dass di auch eine Seite sein kann und Diagonalen doppelt genannt
werden.
Aber auf diese Weise werden die Formeln unten für
die Diagonalen einfach. |
Größen
...... |
Es gibt die Größen
Seite a, Radius r des Inkreises, Radius
R
des Umkreises, Diagonalen
di, Flächeninhalt
A
und Umfang
U. |
Formeln
Ist die Seite a gegeben, so gilt
i=1,2,...n-1
Herleitung
der Formeln
Radius r des Inkreises und
Radius
R des Umkreises
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Es gilt sin(180/n)=(a/2)/R. Daraus folgt R=a/[2*sin(180/n)]
Es gilt tan(180/n)=(a/2)/r. Daraus folgt r=a/[2*tan(180/n)]. |
Diagonalen
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Es gilt sin(180i/n)=(di/2)/R oder di=2R*sin(180°i/n).
Mit R=a/[2*sin(180/n)] ist di=[a*sin(180i/n)]/sin(180/n)
In der Zeichnung sind n=7 und i=3. |
Flächeninhalt
und Umfang
Der Flächeninhalt ist die n-fache Fläche des
Bestimmungsdreiecks:
A=n*(a*r/2)=na²/[4*tan(180/n)].
Der Umfang ist U=na.
Ergänzung:
Höhe h
Hat das Vieleck eine ungerade Anzahl von Eckpunkten,
so liegt die "Höhe" h auf der Symmetrieachse des Vielecks.
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Es gilt tan(90°/n)=(a/2)/h oder h=a/[2tan(90°/n)]. |
Ist die Eckenzahl gerade, so ist die "Höhe" h=2r.
Anzahl der Diagonalen
top
Lage der Diagonalen
......
Zehneck
|
......
Neuneck
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Es ergeben sich z.B. für das Zehn- und Neuneck unterschiedliche
Bilder.
Ist die Eckenzahl gerade, so verlaufen die Diagonalen
durch den Mittelpunkt.
Bei ungerader Eckenzahl ist die Mitte leer und die Diagonalen
bilden innen ein verkleinertes n-Eck. |
Anzahl
aller Diagonalen
Gibt man die n Punkte des Vielecks vor, so kann man den
ersten Punkt mit n-1 Punkten verbinden.
Dann kann man den nächsten Punkt mit n-2 Punkten
verbinden.
Den übernächsten Punkt verbindet man mit n-3
Punkten.
Diesen Prozess setzt man so lange fort, bis kein Punkt
zum Verbinden übrig bleibt.
Es gibt insgesamt (n-1)+(n-2)+(n-3)+...+3+2+1 Verbindungslinien.
Das kann man mit n(n-1)/2 zusammenfassen.
Man muss schließlich noch die n Strecken zwischen
den Eckpunkten abziehen.
Das führt zu n(n-1)/2-n=n(n-3)/2 Diagonalen.
Ergebnis: Das Vieleck hat
n(n-3)/2 Diagonalen.
Anzahl
der Diagonalen unterschiedlicher Länge
.....
n=7.
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Man erhält die Anzahl der verschieden langen Diagonalen,
wenn man nur einen Punkt mit allen Eckpunkten verbindet.
Das ergibt n-1 Strecken.
Dann zieht man die beiden Seiten ab. Das ergibt n-3.
Schließlich halbiert man die Anzahl und erhält
(n-3)/2.
Diese Überlegung gilt aber nur für Vielecke
mit ungerader Eckenzahl. |
......
n=8
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Ist die Anzahl der Ecken des Vielecks gerade, so ist
eine Diagonale Symmetrieachse und tritt nur einmal auf.
Deshalb ist die Anzahl gleich (n-3+1)/2=(n-2)/2 bei geradem
n. |
Ergebnis: Die Anzahl ist (n-3)/2,
falls n ungerade ist, und (n-2)/2, falls n gerade ist.
Symmetrie top
Jedes regelmäßige Vieleck ist
>n-fach drehsymmetrisch. (Bei einer Drehung um 360°/n
kommt das Vieleck wieder zur Deckung.)
>spiegelsymmetrisch (Es gibt 2n Symmetrieachsen.)
Jedes regelmäßige Vieleck mit gerader Eckenzahl
ist auch punktsymmetrisch. (Das Symmetriezentrum ist der Mittelpunkt.)
......
Sechseck
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Ist die Eckenzahl gerade, so verläuft eine Symmetrieachse
immer durch zwei Eckpunkte oder durch zwei Seitenmitten. |
......
Siebeneck
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Ist die Eckenzahl ungerade, so verläuft eine Symmetrieachse
immer durch einen Eckpunkt und eine Seitenmitte. |
Aufteilung der
Vielecke top
Aufteilung in Dreiecke
Es geht um das Problem, in wie viele Dreiecke die Diagonalen
das Vieleck zerlegen.
......
|
Für das Fünfeck zum Beispiel gibt es fünf
Zerlegungen.
Dabei werden spiegelbildliche Zerlegungen als verschieden
angesehen. |
Die Anzahl wird allgemein
durch die Catalan-Zahlen angegeben:
1, 2, 5, 14, 42, 132, 429, 1430, 4862, 16796, ...
(Sloane's A000108).
Es gilt:
Aufteilung
in Vielecke
Zeichnet man alle Diagonalen ein und beachtet auch ihre
Schnittpunkte, so ergibt sich das Problem der Aufteilung des regelmäßigen
Vielecks in verschiedene Vielecke.
...... |
Das sind beim Viereck 4, beim Fünfeck 11 und beim
Sechseck 24 Vielecke, wie man durch Nachzählen bestätigen kann. |
Die ersten Glieder der Folge
sind 1,4,11,24,50,80,154,220,375,444...
Für ungerade n lautet die Formel allgemein: |
A(n)=(24 - 42n + 23n^2 - 6n^3 + n^4)/24 |
Für gerade n ist sie komplizierter. (siehe Sloane's
A007678).
Alle
Dreiecke im Vieleck
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Das Viereck hat 4+2+2=8 Dreiecke. |
Eine Formel für die Anzahl aufzustellen ist schwierig,
da man auch gerade und ungerade Vielecke unterscheiden muss. Es gibt manchmal
Mehrfachschnittpunkte.
Die ersten Glieder der Folge sind 1, 8, 35, 110, 287,
632,... (Sloane's A006600).
Kreis und Vieleck top
...... |
Ist der Kreis ein Vieleck?
Die Antwort ist nein. Das Vieleck müsste unendlich
viele Ecken haben, um zum Kreis zu werden. Aber Unendlich ist keine Anzahl.
- Eine Seite müsste die Länge 0 haben. Dann ist sie keine Seite
mehr. |
Man kann aber dem Kreis mit Vielecken beliebig nahe kommen
und ihn als Grenzfigur des Vielecks bezeichnen. Dabei lässt man die
Zahl der Eckpunkte über alle Grenzen gehen.
Diese Betrachtung ist für die Kreisberechnung fruchtbar,
denn die Formeln des n-Ecks kann man für "n gegen Unendlich" für
den Kreis übernehmen.
Es gibt zwei Größen, die für den Kreis
mit einem gegebenen Radius r von Interesse sind, nämlich der Flächeninhalt
A' und der Umfang U'. Da beim Kreis A' und r² bzw. U' und 2r proportional
sind und der Proportionalitätsfaktor gleich Pi ist, läuft die
Kreisberechnung auf die Bestimmung von Pi hinaus.
Kreis
zwischen zwei Vielecken
...... |
In einer bekannten Methode wählt man zu einem Kreis
mit dem Radius r ein Sehnenvieleck und ein Tangentenvieleck und zwängt
so den Kreis ein. Man bestimmt für beliebiges n die Umfänge un
und Un der Vielecke und lässt n über alle Grenzen
gehen.
In der Zeichnung ist n=6. |
Intervallschachtelung
Für die Rechnung genügen
Bestimmungsdreiecke.
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Sehnenvieleck:
Es gilt sin(180°/n)=sn/(2r) oder sn=2r*sin(180°/n) |
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Tangentenvieleck:
Es gilt tan(180°/n)=Sn/(2r) oder Sn=2r*tan(180°/n) |
Die Umfänge gilt un=n*sn=2rn*sin(180°/n)
und Un=n*Sn=2rn*tan(180°/n).
Dann gilt die Intervallschachtelung
un<U'<Un
2rn*sin(180°/n) < U'< 2rn*tan(180°/n)
n*sin(180°/n) < U'/2r < n*tan(180°/n)
Mit Hilfe dieser Ungleichungskette kann man Pi beliebig genau
bestimmen.
Zahlenbeispiel n=100:
100sin1,8° <Pi <100tan1,8° oder 3,1410 < 3,1416<
3,1426.
Für die Flächeninhalte
erhält man die Intervallschachtelung
(1/2)n*sin(360°/n) < A'/r² < n*tan(180°/n).
Zahlenbeispiel n=100:
50*sin3,6° < Pi < 100*tan1,8° oder 3,1395 < Pi < 3,1426
Anmerkung:
In der Schule wird dieser Weg zur Bestimmung von Pi auch
aus einem praktischen Grund nicht beschritten. Trigonometrische Funktionen
werden erst nach der Kreisberechnung behandelt. Pi wird stattdessen durch
Wurzelterme erfasst.
Zu ihnen kann man auch über die Vielecke gelangen.
Man untersucht z.B. nacheinander das 4-Eck, 8-Eck, 16-Eck usw..
Die Wurzelterme berechnet man dann mit dem Taschenrechner.
In einem Bändchen von 1913 (1) fand ich aus Vor-Rechner-Zeiten
die unausgerechneten Terme für r=1
...
Konstruierbarkeit
der Vielecke top
...... |
......
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Das gleichseitige Dreieck kann man mit Zirkel und Lineal
zeichnen. Das nennt man konstruieren.
Mit dem Dreieck sind auch das Sechseck, Zwölfeck,
24-Eck usw. konstruierbar, denn man erhält sie nacheinander durch
Winkelhalbieren. |
Es stellt sich die Frage,
ob man alle regelmäßige Vielecke konstruieren kann.
Das Problem ist gelöst, auch wenn man konkret nicht
alle konstruierbaren Vielecke kennt (*).
Nach Gauss weiß man, dass nur die p-Ecke (p ist
eine Primzahl) konstruierbar sind, bei denen es natürliche Zahlen
k gibt, so dass p=2^(2^k) +1 Primzahlen sind.
Das sind die n-Ecke mit der Eckenzahl 3, 5, 17, 257 und
65537. Weitere Zahlen sind nicht bekannt (*).
Aus diesen " fermatschen Primzahlen" pi kann
man durch Produktbildung neue Zahlen bilden: p1p2p3...ps.
Beachtet man noch, dass jede dieser Zahlen wegen der Halbierungen
oben Ausgangszahl einer Folge von neuen Zahlen sein kann, erhält man
mit 2m p1p2p3...ps
eine allgemeine Darstellung. Vielecke mit dieser Eckenzahl sind also konstruierbar.
Konkret sind das die Zahlen
3, 4, 5, 6, 8, 10, 12, 15, 16, 17, 20, 24, 30, 32, 34,
40, 48, 51, 60, 64, 68, 80, 85, 96, ... (Sloane's A003401).
Die n-Ecke mit der Eckenzahl 7, 9, 11, 13, 14, 18, 19,
21, 22, 23, 25,...sind nicht konstruierbar.
Es gibt für sie Näherungskonstruktionen.
Eine Maximaleigenschaft
top
...... |
Für regelmäßige Vielecke gilt der Satz:
Unter allen n-Ecken, die einem Kreis einbeschrieben sind,
hat das regelmäßige den größten Flächeninhalt.
Der Satz ist einleuchtend, der Beweis ist aber nicht
ganz einfach.
Einen gedanklich und textlich sorgfältig dargestellten
Beweis findet man bei Rademacher/Toeplitz (4) auf den Seiten 9 bis 14. |
Vielecke im Internet
top
Deutsch
Holger Ullmann
ORNAMENTIK
IM VIER-VIERTEL-TAKT
Michael Holzapfel
Regelmäßige
Vielecke
Ursula Damm
Meine
geometrischen Muster aus regulären Polygonen
Werner Brefeld
Regelmäßiges
Vieleck und Zerschneiden
Wikipedia
Regelmäßiges
Polygon, Polygon,
Konstruierbares
Polygon
Englisch
Eric W. Weisstein (MathWorld)
CatalanNumber
ConstructiblePolygon
PolygonDiagonal
Polygons
RegularPolygon
N. J. A. Sloane (On-Line Encyclopedia of Integer
Sequences)
A000108
(Catalan Numbers)
Steven E. Sommars - Tim Sommars
The
Number of Triangles Formed by Intersecting Diagonals of a Regular Polygon
Silvio Levy
Regular
Polygons
Wikipedia
Regular
polygon, Polygon,
Constructible
polygon
Japanisch
Referenzen top
(1) Eugen Beutel: Die Quadratur des Kreises, Leipzig
Berlin 1913 / 1942
(2) W.Lietzmann: Altes und Neues vom Kreis, Leipzig Berlin
1935
(3) Jean-Paul Delahaye: Pi die Story, Birkhäuser
Verlag, Basel Boston Berlin 1999
(4) Rademacher-Toeplitz: Von Zahlen und Figuren, Springer,
Berlin, Heidelberg, New York1968 (Nachdruck von 1930)
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2005 Jürgen Köller
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